Die einzige Synagoge wird im Herbst schließen
Aus Idea Spektrum 14-2021

Der letzte jüdische Einwohner Afghanistans hat sich entschlossen, das Land zu verlassen und nach Israel zu gehen. ZebuIon Simantov äußerte gegenüber dem Sender „Radio Free Afghanistan" seine Befürchtung, dass der begonnene Abzug des US-Militärs ein Vakuum hinterlasse, das von radikalen Gruppierungen wie den Taliban gefüllt werde. Im Januar hatten die Vereinigten Staaten bereits ihre Truppenstärke im Land auf 2.500 Soldaten reduziert.
Der 61-jährige Teppich- und Juwelenhändler wurde in Herat im Westen Afghanistans geboren und zog 1980 in die Hauptstadt Kabul, wo er sich um die letzte Synagoge des Landes und den dazugehörigen Friedhof kümmert. Seine Frau und die beiden Töchter wanderten bereits 1998 nach Israel aus. Die hohen Feiertage Rosch Haschana und Jom Kippur im September wolle er noch abwarten. Dann werde er seine Sachen packen. „Ich werde in Israel im Fernsehen verfolgen, was in Afghanistan passiert."
Die afghanische jüdische Gemeinschaft ist eine der ältesten in Zentralasien. Ihre Existenz reicht vermutlich zurück bis ins babylonische Exil im Jahr 589 vor Christus. Schätzungen zufolge lebten zu Hochzeiten im 12. Jahrhundert 80.000 Juden im Land. Durch Verfolgung und Vertreibung verringerte sich die Zahl stetig. Nachdem den Juden 1951 offiziell erlaubt worden war, Afghanistan zu verlassen, wanderten die meisten von ihnen nach Israel aus. Bis 2005 lebte neben Simantov noch der Jude Yitzhak Levin in Afghanistan. Mit seinem letzten jüdischen Mitbürger verband Simantov allerding nur Hass. Beide verrieten sich gegenseitig an die Taliban und beschuldigten sich der Spionage für den israelischen Geheimdienst Mossad.
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