Gott redet. Auch heute. Auf vielfältige Weise durch Worte der Bibel, durch Predigt und Lehre, durch Liedtexte und durch Charismen wie prophetische Bilder oder Visionen. Pastor Evan Thomas, Leiter einer messianisch-jüdischen Gemeinde in Netanya/ Israel beschreibt in diesem Beitrag, wie er das prophetische Bild eines deutschen Freundes interpretiert und praktisch anwendet.
Sind wir bereit, jetzt aktiv zu werden?
Von Evan Thomas
Angeregt durch einen bildhaften geistlichen Eindruck von Bernd Wustl vom Philippus-Dienst in Deutschland möchte ich einige Gedanken mitteilen, die mich für die Zukunft des Gemeindelebens beschäftigen. Während einer Lobpreiszeit im Gottesdienst hatte Bernd einen großen Teil der westlichen Welt vor Augen. In dieser Vision sah er Christen und christliche Gemeinden wie Haufen von Staubkörnchen darauf verteilt. Dann tauchte ein Drache auf, der mit seinem Schweif über die Landkarte fegte und die Staubkörner über die Landkarte verteilte. Der Drache steht als Symbol für das Böse, den Widersacher Gottes, der die Christenheit zu zerstören sucht. Doch aus dem Staub kamen leuchtende Edelsteine hervor.
Ich interpretiere diese Vision als eine eindringliche Ermahnung für die Diener Christi, sich und ihre Familien und Gemeinschaften (Gemeinden) darauf vorzubereiten, dass sich sehr bald mächtige globale Kräfte gegen die Gemeinde Jesu weltweit aufmachen. Die jetzige Viruskrise ist nur der Anfang.
Die Schlange oder der Drache in dem Bild wartet auf die durch die Pandemie verursachte Gelegenheit, die Infrastruktur der Kirche und damit einhergehend die Gemeinschaft der wahren Gläubigen anzugreifen, zu zerstreuen und zu zerstören, wenn diese genug geschwächt sind. Diese Schwäche ist die Folge von Fehlern: Dass wir uns zu sehr auf unsere Infrastrukturen und Institutionen verlassen, die wir uns aufgebaut haben; dass wir zu sehr auf unsere politischen Leiter und ihre unter-schiedlichen Meinungen fokussiert sind; dass wir allzu gern bereit sind, uns aufgrund mehr oder weniger wichtiger Themen entzweien zu lassen. Ein gutes Beispiel dafür ist zur Zeit der Disput über die Impfung gegen das Corona-Virus. Dadurch werden Familien, Kirchen, ja der Leib Christi gespalten.
Die Edelsteine in dem Bild sind Gottes Überraschung für die Strategie der Schlange. Der Schlag des Schweifes aus Eisen zerstört sie nicht, sondern lässt sie zum Vorschein kommen und hell scheinen. Sie widerstehen dem Angriff. Edelsteine sind ein Symbol für etwas, das durch Hitze, Druck und Widrigkeiten nicht zerbricht, sondern schöner und wertvoller wird, Bestand hat, weithin sichtbar leuchtet und für die Menschen begehrenswert ist.
Was bedeutet das nun praktisch für uns?
Ich glaube fest daran, dass wir als Nachfolger Christi nicht einfach „abwarten und zusehen“ sollten. Wir sollten aktiv werden und unseren Herrn fragen, was wir zur Vorbereitung auf das, was kommt, tun sollen. Die Art der Vorbereitung kann von Gemeinschaft zu Gemeinschaft und je nach Region unterschiedlich sein.
Als Gemeindeleiter bereite ich mich seit Monaten darauf vor, unsere Gemeinschaft Beit Asaph durch einen radikalen Paradigmenwechsel zu führen. Wir sind bereits dabei, das Gemeindeleben zu dezentralisieren, weg von Sabbatgottesdiensten in unseren Räumlichkeiten und weg von unseren Veranstaltungsprogrammen hin zu einem ursprünglicheren Leben in kleinen lebensnahen Gruppen, die sich an verschiedenen Orten treffen, aufgeteilt nach Sprachen oder altersspezifischen Gruppen. Die Konzeption ist bereits abgeschlossen, und wir beginnen gerade mit der Umsetzung. Solange es möglich ist, werden wir eine zentrale Leitung aufrechterhalten, damit wir die einzelnen Gruppen so lange unterstützen können, bis eine Situation kommt, in der sie ganz unabhängig bestehen müssen.
Die eingangs erwähnte Vision ist voller Hoffnung. Gemeinde Jesu hat Bestand. Für uns ist es wichtig, die Glaubenden zuzurüsten, um Schwierigkeiten sieghaft zu überwinden.
Ich möchte es nicht versäumen, auf ein bemerkenswertes Geschehen hinzuweisen, was sich zurzeit in Israel ereignet.
Während der drei Lockdowns, die wir in Israel hatten, machten sich viele Israelis auf die Suche nach dem Messias und stießen dabei im Internet auf die evangelistischen Seiten einiger messianischer Organisationen. Die Zahl der Aufrufe von evangelistischen Videos, die speziell jüdische Fragen behandeln, ist explosionsartig gestiegen.
Sobald die Suchenden Kontakt mit den genannten Anlaufstellen aufnehmen, machen wir Folgendes: Zunächst werden die Fragen der meist orthodoxen Juden, die anrufen, am Telefon beantwortet, aus der Tora wird auf die Bedeutung Jesu hingewiesen. Dann kommt es zu tatsächlichen Treffen und zum Beginn eines Jüngerschaftsprozesses von Person zu Person. Wenn möglich, werden die Interessierten mit einer lokalen Ortsgemeinde bekannt gemacht, die häufig die weitere Betreuung übernimmt. Wahrscheinlich finden in diesen Tagen mehr Juden zu Jesus als je zuvor in der Geschichte Israels.
ZUM AUTOR
Evan Thomas ist Pastor von Beit Asaph, einer messianisch-jüdischen Gemeinde in Netanya und ein bekannter Vertreter des heutigen Messianischen Judentums.
Infos unter www.beit-asaph.org.il.
Bernd und Susanne Wustl leiten den Philippus-Dienst. Bernd empfing den eingangs beschriebenen bildhaften prophetischen Eindruck. Susanne hat den Beitrag bearbeitet.
Der Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift Carisma 2/2021
Fotocredit Long Truong auf Unsplash
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