Philippus News Ausgabe 2/2022
Sharing the Gospel with Jews
Moti Vaknin ist ehrenamtlicher Mitarbeiter des Philippus-Dienst e.V.
Er betreut seit vielen Jahren unseren Jugendaustausch Yad b’Yad, gemeinsam mit unserem Mitarbeiter David van Ouwerkerk. Im Sommer diesen Jahres besichtigte die Yad b’Yad Gruppe den Berghof, Hitlers ehemaligen Wohnhauses im Berchtesgadener Land. Moti stellte Videos davon auf TicToc, die innerhalb von 24 Stunden über eine halbe Million Aufrufe bekamen. Viele säkulare Israelis möchten sich seitdem als Teilnehmer bei Yad b’Yad anmelden.
Moti Vaknin traf Jesus im Jahr 2009 in New York, als er als Abteilungsleiter in einem koscheren Restaurant in Manhattan arbeitete.
Moti wurde in Haifa geboren, als Sohn einer jüdisch-orthodoxen Familie, die ursprünglich aus Marokko stammt.
Er ist bei der Organisation Chosen People Ministries als Jugendpastor angestellt und gleichzeitig beantwortet er als Medientalent jüdische Einwände gegen Jesus online.
2016 bekam er vom Israel College of the Bible den Bachelor Abschluss verliehen, gleichzeitig beendete er sein einjähriges Studium zum Texter.
Seit drei Jahren ist Moti mit Oriel verheiratet, einer Jüdin mit russischem Hintergrund.
Moti begann seine Arbeit für Chosen People Ministries mit dem tiefen inneren Herzenswunsch, dem jüdischen Volk das Evangelium zu bringen.
Wie können wir Juden mit dem Evangelium erreichen? Von Moti Vaknin
Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.
(Rö. 1, 16)
Vers 16 im Römerbrief Kapitel 1 kann in zwei Abschnitte unterteilt werden. Im ersten Abschnitt heißt es, dass wir als Gläubige uns des Evangeliums von Christus nicht
schämen sollen, wir sollen uns vielmehr der Worte der Errettung rühmen, die uns zuteil geworden ist. Im zweiten Teil erfahren wir dann, weshalb wir uns rühmen sollen, nämlich weil die gute Nachricht vom Messias jedem Menschen die Errettung bringt, der an sie glaubt, nachdem er oder sie davon erfahren hat. Das gilt zuerst für
die Juden, doch dann auch für Nicht-Juden. Daneben zeigt sich für mich in diesem Vers etwas sehr Interessantes über den Apostel Paulus als Verfasser des Römerbriefes und Zeitgenossen der Gemeinde in Rom. Wir finden es im ersten Teil des Verses, wo es heißt: „Ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht“.
Moti Vaknin im Gespräch mit einem Israeli in Salzburg
Als Jude unter Juden kann ich bei meinem Volk in Israel oft beobachten, wie sie die Feiertage begehen, von Schabbat zu Schabbat leben und immer versuchen, Gott aus eigener Kraft heraus zu gefallen. All das geschieht, weil wir Menschen dazu geschaffen wurden, etwas, ja Werke zu tun. Am Ende des Tages werden wir an unseren Werken gemessen und auch dafür belohnt werden. Ehrlich gesagt ist dies ein sehr menschliches Denken, das wir überall in der Bibel auch bei den Glaubensvätern finden. Daher erscheint mir der Vergleich zwischen dem ersten und dem zweiten Teil des Verses sehr interessant. Denn im ersten Teil heißt es: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht.“ Das bedeutet für diejenigen, die gerettet werden sollen, dass es von uns abhängt, ob wir das Evangelium an sie weitergeben, also eine bestimmte Tat oder Werk tun. Doch dieses Werk, das Evangelium an andere weiterzugeben bringt mir keinen Nutzen ..., den Nutzen hat derjenige, der das Evangelium hört, wenn er oder sie dadurch zum Leben kommt und gerettet wird.
Den Juden, die in Israel leben, erscheint die Botschaft vom Messias oft ziemlich simpel und in der Tat ein bisschen einfältig. Mir ist durchaus bewusst, dass das Evangelium simpel ist, weil es sehr einfach zu verstehen ist. Du bist ein sündiger Mensch, du brauchst den Messias, der Messias ist Jesus, glaube an ihn und du wirst gerettet. Das ist sehr leicht verständlich. Aber in unserer israelischen Kultur ist es oft ein wenig mühsam und es gibt viele Hürden zu überwinden, bevor man über Errettung auch nur sprechen kann. So kann es manchmal ziemlich herausfordernd sein Juden zu evangelisieren, besonders für Leute, die mit dem Charakter oder der Kultur meines jüdischen Volkes nicht so vertraut sind. So gibt es beispielsweise im orthodoxen Judentum für alles was passiert einen Grund, der sowohl ein geistlicher als auch ein menschlicher sein kann. Tatsächlich bin ich schon vielen Christen aus den Nationen begegnet, die sich deshalb davor scheuten, den Juden das Evangelium weiterzugeben, weil sie sicher waren, dass diese Juden Gott besser kannten als sie selbst. Vielleicht dachten sie das aufgrund der besonderen Kleidung, der Bräuche oder einfach nur, weil sie Juden sind und dadurch ein „besseres“ Verständnis als jene Menschen haben, die nicht als Juden geboren wurden. Doch in der Praxis hat es sich schon oft erwiesen, dass ich mich in der Bibel besser auskenne als mein jüdischer Freund, wenn ich einem orthodoxen Juden das Evangelium weitersage.
Ich weiß noch, wie ich vor einigen Jahren in den Niederlanden für ein paar Stunden eine gläubige Familie besuchte, die Tür an Tür mit einem israelischen jungen Mann wohnte. Er lebte bereits seit sechs Jahren bei ihnen und sie hatten noch nie über ihren Glauben oder den Messias gesprochen, aus Angst keine adäquaten Antworten auf seine Fragen parat zu haben. In den zwei Stunden, in denen ich bei ihnen war, hatten wir ein sehr tiefes Gespräch und wir erklärten ihm ganz klar das Evangelium vom Messias. Zweifellos schenkt Gott auch besondere Gelegenheiten, doch dieser Israeli wurde ganze sechs Jahre lang der Gelegenheit beraubt von den Menschen mit denen er unmittelbar zusammenlebte etwas über den Messias zu erfahren, einfach weil sie nicht den Mut hatten, ihm das Evangelium zu verkündigen. Ich verurteile diese Familie keineswegs, ich habe sogar großes Verständnis dafür, wenn Leute sich scheuen oder dafür schämen das Evangelium an Israelis oder Juden weiterzugeben. Jedoch ist der zweite Teil des Verses eine Steigerung des ersten: Alle, die das Evangelium hören, sollen ewiges Leben und somit Errettung empfangen!
Ich denke die effektivste Art und Weise das Evangelium weiterzugeben, egal ob an Juden oder Nicht-Juden, funktioniert sowieso nur über unseren Lebensstil, unseren Lebenswandel und unser tägliches Verhalten. Das ist letztendlich ein Spiegel für unsere Umwelt. Wenn jemand unser Leben beobachtet, kann er oder sie den Messias
durch uns erkennen. Nichtsdestotrotz sollten wir uns nicht scheuen oder schämen das Evangelium auch weiterzugeben, die nötige Kraft dazu bekommen wir direkt von unserem Messias Jesus. Bei alledem denke ich nicht, dass wir perfekt sein müssen, einfach deshalb, weil wir es sowieso nicht sind. Ja, wir sind rein von der Sünde, in Gottes Augen heilig, aber perfekt … noch nicht. Der Prozess der Vervollkommnung ist ein lebenslanger. Gibt es eine perfekte Gemeinde? Wahrscheinlich nicht. Gab es in der Bibel einen perfekten König? Auch nicht … Gibt es einen perfekten Politiker? Schon zweimal nicht. Der Einzige, der immer schon perfekt war und ist, ist Jesus, der Messias. Nach seinen Maßstäben sollen wir uns ausrichten und leben und wenn wir fallen, ärgerlich werden oder uns aufregen, können wir immer wieder um Vergebung bitten. Das existentiell Wichtigste, das wir an andere weitergeben können, nämlich Menschlichkeit, Freundlichkeit und Erbarmen, wird ihre Herzen empfänglich
machen. Auch wenn wir keine Dozenten oder Pastoren sind und nicht auf alles eine Antwort wissen, können wir doch die Lösung weitergeben. Wir sollten uns der Herausforderung stellen mit dem Gegenüber nach Antworten zu suchen und uns nicht abschrecken lassen, wenn wir mit Leuten zu tun bekommen, die mit ihrem Auftreten
und ihrer Argumentation nicht ganz in unser Schema passen.
Zusammenfassend denke ich, dass Juden ein Recht darauf haben, das Evangelium zu erfahren. Wir, die wir an Jesus Christus glauben, sollten das durch unser Leben bezeugen, nicht nur mit Worten sondern auch mit Taten. Wenn Fragen auftauchen, gibt es dafür immer auch Antworten.